Das beste Kraftfutter für Kälber … - Kraftfutter Teil 3
13. Juni 2022 — Allgemein, Kälberfütterung, Kälbermanagement — #Arbeitswirtschaft #Kälbermüsli #Kraftfutter #Management #Pellets #Trocken-TMR #Wachstum #ZunahmenWelches Futter ist denn das Beste?
Natürlich kommt es immer auf die Rohstoffe an, die bei der Mischung des Futters zum Einsatz kommen. Doch auch die Frage der Akzeptanz durch die Kälber ist wichtig, denn wir wollen ja eine möglichst frühe Aufnahme des Kraftfutters erreichen. Zum Dritten spielt auch die Handhabung und Arbeitswirtschaft bei der täglichen Fütterung eine Rolle. Mit der Trocken-TMR gibt es in allen Belangen eine interessante Alternative.
In diesem Artikel geht es um
Müsli oder Pellets?
Wir möchten klarstellen, dass wir bei Holm & Laue keine Präferenz zwischen verschiedenen Kraftfuttertypen haben. Neben dem klassischen Futtermehl, wie es auch heute noch oft in Eigenmischung zum Einsatz kommt, werden pelletiertes Kälberkorn oder auch Kälbermüslis aus verschiedenen gequetschten und geflockten Komponenten angeboten.
Auch wenn es viele verschiedene Produkte unterschiedlichster Qualitäten und Preisklassen am Markt gibt, können wir keine generellen Leistungsunterschiede zwischen pelletiertem Futter oder Kälbermüslis erkennen.
Vorteile von Trocken-TMR für Kälber
Die Bedeutung des Raufutters in der Kälberfütterung haben wir bereits im Artikel „Powerfood für die Kälber“ erwähnt. Doch oft ist es schwierig gutes Heu zu gewinnen und die Silagequalität ist für Kälber nicht immer optimal. Zudem wird selbst eine gute Silagemischung für Kühe zunächst von den Kälbern nicht gern gefressen.
Daher hat sich in den letzten Jahren der Einsatz von Trocken-TMR (TMR = Totale Mischration) in der Kälberfütterung etabliert. Diese Futtermischung besteht aus einem Mix von hochwertigem Kraftfutter und gehäckseltem Stroh, Heu oder Luzerne. Dabei sind beide Komponenten, meist durch Melasse, so verbunden, dass die Kälber das Kraft- und Raufutter gemeinsam aufnehmen müssen.
Die Vorteile der Trocken-TMR liegen auf der Hand:
- Die Raufutterkomponente sorgt für gutes Pansenwachstum, Speichelbildung und ein frühes Wiederkauen.
- Die Kraftfutterkomponente sorgt im Abbauprozess durch kurzkettige Fettsäuren dafür, dass sich die Pansenzotten gut entwickeln.
- Ein Selektieren einzelner Komponenten ist nicht möglich. Daher werden Rauhfutter und Kraftfutter im optimalen Verhältnis gefressen.
- Außerdem ist sie lange lagerfähig und kann einfach vorgegeben werden.
- Ein zusätzliches Angebot von Heu oder anderem Raufutter ist zumindest in der Milchphase meist nicht zwingend nötig, kann aber durchaus in Vorbereitung zum Futterübergang auf die Jungviehration erfolgen.
Trocken-TMR selbst herstellen
Neben fertig gemischten Produkten von Futtermittelherstellern ist es relativ einfach TMR-Rationen für Kälber in Eigenregie herzustellen.
1. Futteranalysen erstellen
Alle hier gemachten Empfehlungsschritte sind abhängig von den verfügbaren Futterkomponenten und deren Qualitäten. Daher ist die Analyse der Inhaltsstoffe der Kraftfutterkomponenten und ggf. auch die Qualitätsbestimmung des Strohs/Heus wichtig.
Bei der Berechnung der Futtermischung der Trocken-TMR sollte das finale Produkt ca. 10 MJ ME/kg und 15–17 % Rohprotein enthalten.
2. Schritt: Stroh häckseln
Wichtig ist dabei die Rohfaserkomponente. Meist wird Stroh verwendet. Gutes Wiesenheu oder Luzerneheu sind sehr gut geeignet. Das gehäckselte Stroh sollte eine Länge von ca. 20–30 mm haben. Längere Strukturen führen häufig dazu, dass sich die fertige TMR wieder entmischt oder die Kälber anfangen zu selektieren.
Das Stroh kann z. B. im Futtermischwagen gemischt werden, bis die richtige Länge erreicht ist. Es ist außerdem darauf zu achten, dass keine Futterreste im Mischwagen sind, die die Trocken-TMR später verpilzen lassen könnten.
Wenn es schwierig ist, die richtige Länge des Strohs zu erreichen oder wenn das Stroh nach dem Mischen zu staubig ist, kann auch gekauftes, entstaubtes Strohhäcksel verwendet werden. Es wird oft in gepressten Plastiksäcken angeboten und kann somit raumsparend gelagert werden. Außerdem entfällt der Arbeitsschritt des Zerkleinerns im Mischwagen, das durchaus 20 Minuten in Anspruch nehmen kann.
3. Schritt: Stroh und Melasse mischen
Im Futtermischwagen werden dann Stroh und Melasse (Melasseanteil: ca. 5 % der fertigen Mischung) vermischt. Die Melasse soll später dafür sorgen, dass das Kraftfutter am Stroh haften bleibt. Ggf. kann auch ca. 1 % Pflanzenöl zur Staubreduzierung dazukommen. Die Durchmischung muss so lange dauern, bis klar zu erkennen ist, dass sich die flüssigen Komponenten gut verteilt haben und keine Klumpen zu sehen sind.
4. Schritt: Kraftfutterkomponenten hinzufügen
Anschließend werden die Kraftfutterkomponenten in den Mischwagen gegeben. Je nach Mischungsempfehlung kann man zwischen 20 und 30 Gewichtsprozent Stroh mit dem restlichen Anteil an Kraftfutter mischen. Volumenmäßig hat sich ein Verhältnis von 50 % Stroh und 50 % Kraftfutter bewährt: eine Schaufel Stroh auf eine Schaufel Kraftfutter.
Je nach Mischkonzept und Mischfutterwagen sollte die fertige Mischung nur noch kurz vermischt werden (wenige Minuten), bis eine homogene Mischung erreicht ist.
5. Schritt: Lagerung
Eine trockene TMR (min. 80–90 % TS) ist ohne Probleme 1–3 Monate lagerfähig (natürlich abhängig von der Qualität der Inhaltsstoffe). Einige Berater empfehlen z. B. auch Milchaustauscher mit einzumischen. Solch eine Mischung sollte aber innerhalb weniger Tage verbraucht werden.
Die Lagerung sollte trocken und geschlossen erfolgen. Das bedeutet, dass keine Schadnager oder auch Fliegen Zugang zum Futter bekommen. Bewährt haben sich z. B. aufgeschnittene IBC-Container mit Deckel oder Bigbags.
Fütterung von Trocken-TMR
Trocken-TMR kann ähnlich verfüttert werden wie reines Kraftfutter. Man beginnt bereits in der 2. Lebenswoche mit kleinen Mengen. Immer nur so viel, wie ein Kalb an einem Tag frisst. Die Futterschale sollte knapp leer werden.
Wenn die Kälber ca. 1,5 – 2 kg aufnehmen, kann man nach Wunsch mit dem Zufüttern einer Hochleistungs-Kuhration (abgestimmt auf ca. 25 l Milch) beginnen. Das sollte in der Abtränkphase oder direkt danach geschehen.
Oft wird aus arbeitswirtschaftlichen Gründen im Kälberstall ausschließlich die Trocken-TMR, vielleicht in Verbindung mit einem Heuangebot, gefüttert. Das ist okay, wenn die Kälber nicht länger als 2 Wochen im Kälberstall bleiben. Spätestens nach dem Umstallen in den Jungviehstall beginnt man dann mit dem Angebot der Hochleistungsration der Kühe neben der Trocken-TMR.
Bei einem Alter von 4–5 Monaten, sollte man die Aufnahme von Trocken-TMR auf 3 kg pro Tag begrenzen. Natürlich ist immer auf die Entwicklung der Kälber zu achten und zu prüfen, ob die gesteckten Gewichtsziele erreicht sind. Ab 6 Monaten kann die Trocken-TMR in der Regel abgesetzt werden.