„Das Wohl der Kälber ist meine höchste Priorität!“

5. Juli 2024 — Kälberfütterung, Praxisbericht, Tränkeautomaten#Biestmilch #CalfExpert #NativeCalfConcept #Spanien #Zunahmen
Wie sich ein Betrieb im heißen Spanien auf das Tierwohl fokussiert und mit einem neuen Konzept Kälber und Menschen glücklich macht.

Der Milchviehbetrieb mit 3.700 Kühen liegt im Nordwesten Spaniens. Eine heiße und trockene Region, die nicht ohne Beregnung in der Landwirtschaft auskommt. Hier werden Mais, Luzerne und Futtergras angebaut.

Luz López Sales ist als Veterinärin verantwortlich für die Jungtieraufzucht. Ihr liegt das Wohlergehen der Kälber am Herzen. Aus ethisch-moralischen Gründen, aber auch weil sie weiß, dass Kälber, die sich gut entwickeln, später leistungsstarke Kühe werden. Aus diesem Grund hat der Betrieb im letzten Jahr in einen neuen Kälberstall mit 6 CalfExpert-Tränkeautomaten investiert.

Die alte Aufzucht war nicht optimal

Früher wurden die Kälber in Einzelhütten untergebracht. Diese Hütten waren im Sommer nicht gut geeignet, weil sie sich aufheizten. Auch eine Beschattung hat den Hitzestress der Kälber nicht sehr lindern können. Aus arbeitswirtschaftlichen Gründen wurden die Kälber hier nur zweimal täglich mit 3 l Milch aus der Flasche gefüttert. Das Absetzen von der Milch nach 8 Wochen erfolgte sehr abrupt, indem einfach eine Mahlzeit weggelassen wurde.

Es war also ein typisch kalifornisches System. Doch leider waren die Leistungen nicht gut. Die Tageszunahmen kamen kaum über 700 g. Auch die Arbeit war beschwerlich. Für jeden Arbeitsschritt mussten die Tierärzte über den Zaun klettern. Bei einer Impfaktion mit 100 Kälbern ist das schon sehr anstrengend.

Der Wendepunkt kam, als der Farmeigentümer während der Messe EuroTier mit Jordi Comas von der Firma Trivic, dem Holm & Laue Vertreter in der Region, sprach. Das Konzept, die Kälber in Gruppen an Tränkeautomaten aufzuziehen, fand er von Anfang an sympathisch. Und auch seine Tierärztin Luz hat ihn darin bestärkt, denn sie kennt die wissenschaftlich belegten Vorteile der Gruppenhaltung.

Also wurde in Zusammenarbeit zwischen dem Milchviehbetrieb, dem Servicepartner Trivic und Holm & Laue ein Gesamtkonzept entsprechend dem NativeCalfConcept (NCC) entwickelt. Die praktische Umsetzung erfolgt hier auf diesem Betrieb in verschiedenen Schritten:

Geburtsmanagement und Kolostrumversorgung

Eine sehr gute Immunisierung ist die Grundlage für den Erfolg der Aufzucht. Daher bekommen die Kälber 4 Liter hochwertiges Kolostrum direkt nach der Geburt. Nach spätestens 12 Stunden gibt es noch einmal 2 Liter Kolostrum. Die beiden anschließenden Mahlzeiten bestehen aus Transit- und Vollmilch.

Hinweisschild zur Kolostrumversorgung

Ein praktischer Tipp: Da die Kälber auch hier schon zusammen in kleinen Gruppen gehalten werden, markiert man die Kälber mit farbigen Wachsstiften, sobald sie eine Mahlzeit getrunken haben. Für jede der 4 unterschiedlichen Mahlzeiten wird eine andere Farbe verwendet.

Am dritten Tag an den CalfExpert-Tränkeautomaten

Am dritten Tag werden die Kälber in Gruppen von maximal 12 Tieren zusammengelegt. Jede Gruppe wird innerhalb von höchstens 3 Tagen vervollständigt. Der geringe Altersunterschied und viel Platz (über 4 m² pro Kalb) reduzieren den Stress. Die Kälber sind sehr ruhig und interagieren viel miteinander. Das Anlernen am CalfExpert im Alter von 3 Tagen reduziert die Arbeitsbelastung. Das doppelte Anlernen (zunächst Tränkeeimer/Flaschen und dann noch einmal am Automaten) wird vermieden. Die Kälber lernen sehr schnell, die HygieneStation zu nutzen. Als Trainingshilfe spritzt der CalfExpert eine kleine Menge Milch ins Maul der Kälber. Daraufhin beginnen sie in der Regel sofort zu trinken. Das Team von Luz war zunächst skeptisch, ob die Kälber das in dem frühen Alter lernen würden, doch schon nach 2- bis 3-maligem Trainieren wissen alle Tiere, wie es läuft. Allein hier sieht Luz sich bereits bestätigt: Den Kälbern geht es besser, wenn sie früh mit anderen zusammensein können.

8 bis 10 Liter Milch am Tag

Ungewöhnlich für Spanien ist die hohe Milchmenge, die den Kälbern angeboten wird. Die Kälber beginnen in der ersten Woche mit 8 Litern, und in der zweiten Woche steigt die Menge auf 10 Liter pro Tag. Luz’ Ziel ist eine Tageszunahme von 1.000 g. Das ist ohne hohe Milchmengen bei so jungen Kälbern nicht möglich.

Erst Vollmilch, dann Milchaustauscher

Die Futterübergänge sollten relativ langsam und schonend ablaufen. Daher beginnt Luz hier mit pasteurisierter Vollmilch, weil die jungen Kälber diese Nahrung gewohnt sind und weil sie weiß, dass sie vom Kalb bestens verdaut wird.

Die DoubleJugs, die hier im Einsatz sind, haben schnell überzeugt. Mit dem Doppelkammersystem wird der Milchvorrat niemals leer, und die Mitarbeiter können zu jeder Zeit Vollmilch nachfüllen.

Erst nach 3 bis 4 Wochen kommt Milchaustauscher zum Einsatz. Dabei hat Luz die Futterkurve so eingestellt, dass die Übergangsphase 10 Tage dauert. „Früher waren wir bei 5 Tagen. Das war zu schnell und hat zu Durchfällen geführt!“, betont Luz.

Kraftfutter und Stroh zur optimalen Pansenentwicklung

Kraftfutterpellets werden von Beginn an angeboten. Nach 20 Tagen kommt noch gehäckseltes Stroh und Heu dazu. Früher, ohne die Gabe von Raufutter, haben die Kälber bis zum Absetzen nicht genügend gefressen und auch schlecht wiedergekäut. „Jetzt ist der Pansen besser vorbereitet, und außerdem essen die Kälber weniger Einstreu, weil sie eine saubere Rohfaserquelle haben“, bemerkt Luz.

Die Leistungsdaten überzeugen

Das Wachstum der Kälber im neuen Stall beträgt bereits durchschnittlich 900 g pro Tag. „Deutlich besser als zuvor, aber noch nicht am Ziel!“

Dreimal werden die Kälber im Verlauf der Aufzucht gewogen. Ein wichtiger Arbeitsschritt, denn nur am Wachstum kann man den Erfolg der Aufzucht bestimmen. Auch andere Daten des CalfExpert fließen in die Beurteilung der Kälber mit ein. Denn jetzt erhält Luz Informationen über ihre Kälber, die sie früher nie zur Verfügung hatte. Zum Beispiel über das individuelle Trinkverhalten mit Trinkgeschwindigkeit, Besuchshäufigkeit oder Abbruchraten.

So kann Luz, gemeinsam mit den anderen Herdenmanagern, bereits für Kälber im Alter von 3 Monaten passende Selektionsentscheidungen fällen.

Von manueller zu mentaler Arbeit

Die Art der Arbeit hat sich sehr verändert. Anstatt die Kälber zweimal täglich mit Milchflaschen zu füttern, müssen die Kollegen die Kälber lediglich kontrollieren und gegebenenfalls erneut anlernen.

Auch die Kraftfuttervorlage ist automatisiert worden: Ein Knopfdruck genügt und die Tröge füllen sich über ein Rohrsystem fast von allein. Außerdem entfällt die Wasservorlage, weil die Kälber die Wassertränken in der Gruppenbox haben.

Neben den Kontrollaufgaben bleibt lediglich das manuelle Reinigen der Laufwege übrig.

Doch Luz musste zu Beginn Neues lernen: „Wir Tierärzte mussten uns an die neuen Erregerübertragungen in der Gruppe gewöhnen. Aber nach Anpassung unserer Impfprogramme haben wir die Gesundheit der Kälber unter Kontrolle!“

Das Dach und die installierten Lüfter sind nicht nur für die Kälber im Sommer sehr nützlich. Auch die Mitarbeiter schätzen den kühlen und luftigen Arbeitsplatz.

„Jetzt müssen meine Kollegen mehr denken als hart arbeiten. Wir haben ihren Job von manueller zu mentaler Arbeit verwandelt. Und das kommt beim Team gut an!“, ist das Fazit von Luz.

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