Susi Kahlo: „Auf die Details kommt es an!“
6. Oktober 2023 — Immunisierung, Kälberfütterung — #Ad-libitum #Biestmilch #Energieversorgung #MilchTaxi #PraxisberichtSusi Kahlo bewirtschaftet mit ihrem Mann Michael Baustert einen Milchviehbetrieb in der Nähe von Bitburg. Auf circa 100 ha Fläche halten sie 130 Kühe und erreichen eine Milchleistung von 11.000 Liter. Die Arbeit wird allein durch die Familienmitglieder erledigt, so dass insgesamt 3 Arbeitskräfte auf dem Hof arbeiten.
Wir haben Susi gebeten, von ihrer Kälberaufzucht zu berichten, denn „Da beginnt alles“, wie sie sagt.
In diesem Artikel geht es um
Gutes Abkalbemanagement ist das A und O
„Wir stellen unsere Kühe in Gruppen trocken. Immer acht Kühe gemeinsam. Diese Gruppe bleibt für 8 Wochen fest zusammen. So gehen sie auch zusammen in den Abkalbebereich und kalben dort gemeinsam ab. Wir impfen alle trockenstehenden Kühe mit einer Mutterschutzimpfung.
Hier im „Strohbereich“ wird nur abgekalbt. Keine kranken oder sonstigen Tiere. Nur Trockensteher, die zum Kalben dran sind. Gemistet wird nach jedem Durchgang. Wenn möglich gehen wir auch gleich mit dem Hochdruckreiniger durch. Sollte das mal nicht funktionieren, dann spätestens beim nächsten Mal.
Unser Abkalbebereich ist so angegliedert, dass man hier immer vorbeikommt. Somit ist die Geburtsüberwachung gut möglich. Ich habe immer alles im Blick und kann, wenn nötig, rechtzeitig eingreifen. Für nachts haben wir eine Kamera. Ich kenne meine Mädels so gut, dass ich weiß, wann sie kalben und wann ich auf die Kamera gucken muss. Ich bin schneller als jeder automatische Sensor.
Zu 99 % kalben alle Kühe allein. Wir haben große, schwere Kühe und auch unsere rahmigen Rinder machen das sehr gut, ohne Probleme. Wir geben ihnen Zeit und lassen sie in Ruhe. Wir greifen wirklich nur ein, wenn es nicht vorwärts geht oder man sieht, dass das Kalb rückwärts kommt oder andere Komplikationen auftreten.
Wenn das Kalb geboren wird, kann die Kuh es circa eine halbe Stunde lang ablecken. Meine Kälber versuchen schnell aufzustehen, um an die „Milchbar“ zu kommen. Sobald sie das versuchen, hole ich sie auch schon aus der Bucht. Aber die Kuh bekommt erstmal ihren Energydrink. Mindestens zwei 20-l-Eimer, gern auch mehr, wenn sie wollen.
Das Kalb kommt dann in eine der Erstversorgungsboxen, die wir aus dem Calf-Tel PenSystem gebaut haben. Im selben Zug kann ich die Kuh zum Melken im Fressgitter fixieren. Wir haben extra eine Vakuumleitung gelegt, um die abgekalbten Kühe und Rinder dort in der Abkalbebox zu melken.
Biestmilch, so schnell wie möglich und so viel wie möglich
Die Kälber saufen in den ersten Lebensstunden meiner Erfahrung nach am besten. Deswegen ist meine Devise: Biestmilch, so schnell wie möglich und soviel wie möglich. Dafür lohnt es sich auch mal, nachts aufzustehen. Ich habe schließlich auch keine Lust, mich morgens mit einem Kalb rumzuärgern, von dem ich nicht weiß, ob es an der Mutter war oder auch nicht und das dann nicht saufen will. Also lieber diese Zeit investieren, denn es lohnt sehr! Ich mache die Milch nicht warm, sondern gebe sie dem Kalb direkt „euterwarm“.
Sollte das alles nicht funktionieren, haben wir immer auch Biestmilch in Beuteln eingefroren. Es dauert dann zwar etwas, bis sie im Wasserbad aufgetaut ist, aber wir brauchen sie vielleicht nur ein- bis zweimal im Jahr.
Das gilt auch für das Drenchen. Das ist maximal bei einem Kalb im Jahr notwendig. Dabei verwenden wir den Softdrencher. Aber eigentlich saufen unsere Kälber von Anfang an super. Und seit wir die schönen PenSystem-Boxen haben, füttere ich die Kälber selten noch mit der Flasche, sondern mache gleich einen Eimer voll mit guter Biestmilch fertig.
Erstkalbende melke ich immer komplett aus. Diese melken zwischen 10 und 15l. Oftmals friere ich von ihnen auch Milch ein. Denn diese unterscheidet sich qualitativ absolut nicht von der Milch der Kühe.
Im Winter bleiben die Kälber einen Tag zum Trocknen unter der Rotlichtlampe in der Erstversorgungsbox. Das ist nicht optimal, daher gibt es in diesem Jahr spezielle Heizplatten, die wir über die Boxen hängen werden. Wenn die Kälber trocken sind, bekommen sie eine Kälberdecke. Diese tragen sie, bis sie nicht mehr passt. Meist ist das schon nach 3–4 Wochen. Dann werden die Jacken schon zu klein, weil die Kälber durch die Ad-libitum-Tränke so dick sind.
Die Kälberjacke benutzen wir von O bis O (Oktober bis ca. Ostern). Nach jeder Benutzung wasche ich sie bei 60 °C in unserer Stall-Waschmaschine und trockne sie im Maschinenraum.
Im Frühjahr und Sommer, wenn es warm ist, mache ich nur die Erstversorgung in den Boxen und dann kommen die Kälber sofort in ihre Einzelbox.
Ich habe es auch schon mit Pärchenhaltung versucht. Das funktioniert auch gut, man muss halt gucken, dass beide saufen.
Ad-libitum-Tränke und Abtränken bis 15 Wochen
Unsere Kälberboxen sind nicht ideal. Wir haben verschiedene Systeme und die Örtlichkeiten wandern auch ständig. Mit dem MilchTaxi können wir die Kälber natürlich gut erreichen, doch ein perfekter Kälberstall sieht anders aus. Daher ist die Qualität der Fütterung sehr wichtig, um starke Kälber zu erhalten.
Zum Tränkeplan:
Wir tränken 15 Wochen lang aufgewertete Vollmilch.
Erstmal bekommen sie 5 Tage ad libitum die angesäuerte Vollmilch der Mutter. Wir säuern mit Ameisensäure auf einen pH-Wert von 5,5 an! Danach mische ich die Milch der Mutter mit normaler Milch. Jetzt bekommen sie 5 Wochen ad libitum Vollmilch. In dieser Zeit sind sie auch in ihrer Einzelbox.
Von Ad-libitum-Fütterung kann jeder halten, was er will. Ich tränke meine Tiere seit über 10 Jahren so. Morgens werden alle Eimer gereinigt. Mit dem Taxi geht das ja flott. Die Restmilch der Ad-libitum-Kälber bekommen die Bullenkälber. Danach wird der Eimer wieder vollgemacht und der Deckel draufgesetzt. Ich fülle mindestens 3-mal auf – morgens, mittags und abends. Aber ich laufe auch zwischendurch bei den Kälbern vorbei und kippe ggf. nochmal etwas nach.
Die Kälber muss man gut im Blick haben. Denn sie kommen ja nicht zum Saufen, wie die restriktiv getränkten Tiere. Im Winter ist das anders: Wenn es draußen kälter wird, wissen die Kälber schnell, dass die Milch wärmer ist und dass sie sich beeilen müssen. Dann saufen sie auch mal größere Mengen auf einmal, aber leer wird der Eimer nie. Normalerweise saufen sie mehrmals am Tag eher kleine Portionen und steigern dabei täglich die Milchmenge. Die besten schaffen gut 20 l am Tag.
Nach 5 Wochen ad libitum tränken wir 5 Wochen lang runter von 12 auf 8 l.
Das eigentliche Abtränken fängt dann im Alter von 10 Wochen an. Ich gehe jede Woche immer 1 l runter. Bis sie nur noch 2l bekommen. Abgetränkt sind sie dann mit 15 Wochen.
Die Kälber haben täglich ab dem 1. Tag frisches Wasser. Im Winter erwärme ich das Wasser, das steigert die Akzeptanz.
Und natürlich bekommen die Kälber immer Heu und Kälberpellets zur freien Aufnahme. In diesen letzten 5 Tränkewochen steigt die Futteraufnahme nochmal extrem an. Das ist verständlich: wenig Milch => mehr fressen. In dieser Zeit füttere ich täglich 2 Mal Heu und Kraftfutter. Das Kraftfutter, das wir füttern, wird speziell für uns hergestellt. Es ist darauf abgestimmt, dass sie ja nur Heu und Kraftfutter bekommen.
Seit Neuestem haben wir unser Zuchtsystem umgestellt. Wir typisieren unsere Tiere und werden nur noch 50 weibliche Tiere aufziehen, also nur das Allerbeste. Diese Färsen gehen mit 5 Monaten zum Aufzuchtbetrieb, der ein paar Orte entfernt von uns ist. Dort werden sie mit 12 Monaten besamt und kommen dann niedertragend drei Monate später mit 15 Lebensmonaten zurück zu uns."
Vielen Dank, Susi, für diese tollen Informationen aus deinem Alltag mit den Kälbern. Weiterhin viel Erfolg!